Darauf einen Becherovka 😉
Über die Osterfeiertage haben wir einen Kurz-Trip nach Karlsbad in Tschechien gemacht, der uns so gut gefallen hat, dass ich euch an unseren Erlebnissen gerne teilhaben lassen möchte. Vielleicht bekommt ihr ja auch mal Lust, ins böhmische Bäderdreieck (Karlsbad, Franzensbad und Marienbad) zu reisen, wir würden es auf jeden Fall empfehlen.

Ein bisschen was zur Geschichte: KARLSBAD bzw. Karlovy Vary ist der größte Kurort Tschechiens, der Rum gründet sich auf 12 warme Heilquellen – Insider sprechen gar von 13, was dann allerdings auf den Berechovka zurückzuführen ist – ein traditioneller Kräuterlikör aus Karlsbad 😉
Der deutsche Name Karlsbad geht auf den Regenten Kaiser Karl IV zurück. Einer Sage nach entdeckte Karl IV die heißen Quellen bei einem Jagdausflug. Der tschechische Namenzusatz weist übrigens auf die Thermalquellen hin, vary bedeutet nämlich sieden oder kochen. Im Jahr 1707 wurde Karlsbad zur königlichen Stadt erhoben und im 18. Jahrhundert trug Karlsbad den Beinamen „Salon Europas“, denn viele Persönlichkeiten aber auch Kaiser, Könige und Politiker aus aller Welt kamen hierher. Das 19. Jahrhundert war die bislang erfolgreichste Zeit des Bäderwesens, der Hochadel Europas strömte in das Kurbad.
In den verschiedenen Kolonnaden im Stadtzentrum kann man auch heute noch den Sprudel in unterschiedlichen Temperaturen und Kohlendioxydgehalten (kostenlos) trinken. Ärztlich wird dieser meist wie folgt verordnet: 3x täglich eine Stunde vor dem Essen möglichst zwei große Schnabeltassen trinken – und diese Prozedur am besten drei Wochen durchhalten.



Für die Touristen ist es allerdings auch ein großer Spaß sich eine der unzähligen Karlsbad-Tassen zu kaufen und die heißen Quellen zu probieren. Überall in der Stadt verteilt gibt es Geschäfte, wo man die Tassen in unterschiedlichen Größen und Designs kaufen kann. Das heiße Wasser wird durch einen Henkel eingesogen, dadurch kühlt es bereits etwas ab.

Wir fanden die Quellen im übrigen allesamt nicht trinkbar, teilweise erinnert der Geschmack sehr stark an heißes (leicht fauliges) Salzwasser.
Für unseren ersten Tag habe ich eine zweistündige Stadtführung auf deutsch über http://www.marienbad-karlsbad.cz für 60 EUR gebucht. Dank unserer Stadtführerin Lenka haben wir eine Menge über Karlsbad erfahren und viele interessante Plätze besucht.
Wusstet ihr zum Beispiel, dass Goethe für insgesamt 13 Aufenthalte nach Karlsbad reiste? Im Jahr 1812 meinte er „Nur Weimar und Rom könnten mit Karlsbad konkurrieren“. Er widmete sich in Karlsbad nicht nur seiner Gesundheit sondern arbeitete auch an verschiedener seiner Werke.
Nach der sehr informativen Stadtführung gingen wir noch auf eigene Faust weiter. Lohnenswert ist auf jeden Fall auch ein Blick auf die russisch-orthodoxe Kirche St. Peter und Paul. Mit seinen fünf goldenen Zwiebeltürmchen wurde sie nach dem Vorbild der byzantinisch-altrussischen Kirche in Ostankino bei Moskau gebaut.

Von der Kirche aus gibt es dann einen schönen Wanderweg hoch zur sogenannten Freundschaftshöhe. Wer nicht so gut zu Fuß ist, kommt auch mit einer Standseilbahn den Berg hoch und wieder runter. Der Eintritt in den Aussichtsturm Diana (35 Meter hoch) ist kostenlos und lohnt sich. Man hat hier einen sehr schönen Blick über Karlsbad, da der Turm über die Bäume hinausragt.
Weiter ging’s zum Aussichtsturm Mayer’s Gloriette. Der Holzpavillon am Hirschensprung ist der älteste Aussichtsbau in Karlsbad. Unterhalb des Pavillons findet sich die Gemsen-Statue auf einem Felsen, die heute als das Symbol von Karlsbad gilt.


Von dort ging es dann für uns wieder runter in die Stadt, der Weg führt dann direkt zum Grandhotel Pupp. In das 5-Sterne-Hotel müsst ihr unbedingt mal reingehen, allein die Lobby ist schon recht beeindruckend. Ich empfehle euch einen Aperitif an der sehr schönen Hotelbar, das Ambiente ist dort wirklich mega.

Laut meinem Reiseführer zählt das Hotel zu den ältesten und prächtigsten Hotels des Kontinents. Der Namensgeber Johann Georg Pupp, war Konditor und auch Lieferant der Kaiserin Maria Theresia. Die Regentin nahm den Zuckerbäcker gerne mit auf ihre Reisen nach Karlsbad. Er erhielt stehts einen guten Lohn, wovon er sich dann die Festsäle kaufte. Seine Erben in dritter Generation ließen dann die Gebäude zum Luxushotel umbauen.
Wusstet ihr, dass im Grandhotel Popp die Szenen aus dem James Bond Film „Casino Royal“, die angeblich in Montenegro gespielt haben, hier gedreht wurden? Hier befand sich das fiktive Casino Royal, das Luxushotel Pupp hieß im Film Grandhotel Splendid.
Am nächsten Tag haben wir uns die beiden anderen Kurbäder angeschaut: Franzensbad und Marienbad
Franzensbad – im Vergleich zu den anderen beiden Städtchen ist Franzensbad eine wahrhaftige Insel der Ruhe: beschaulich klein und irgendwie ein bisschen verträumt. Von der ursprünglichen Architektur des Kurviertels blieb nur wenig erhalten, heute ist es es mehr ein buntes Stilgemisch und trotzdem wirkt es irgendwie als harmonisches Gesamtkunstwerk. Das Kurviertel ist annähernd quadratisch und dabei relativ klein.
In einer kleinen Grünanlage vor dem Gesellschaftshaus steht die Statue des Franzl (Frantisek), der als Symbol des Kurorts und der Fruchtbarkeit gilt. Im Sinne eines modernen Marketings wurde schon früh die Legende gefördert, dass, wer den großen Zeh am linken Fuß berührt, schwanger wird…



Marienbad – als Stadt im Meer von Grün wurde sie als Gartenstadt konzipiert. Auf der nördlichen und östlichen Seite verschmelzen die Parks mit ausgedehnten Wäldern. Highlight ist definitiv die Hauptkolonnade, welches ein absolutes Prunkstück der europäischen Bäderarchitektur ist.

Auch die Musikfontäne ist ein touristisches Highlight, welches alljährlich vom 30. April bis 31. Oktober in Betrieb ist. Ab sieben Uhr, zu jeder ungeraden Stunde, tanzen die Wasserfontänen aus 250 kleinen Düsen. Dazu erklingen abwechselnd Melodien u.a. von Beethoven, Chopin, Mozart oder auch Vangelis. Bei Einbruch der Dunkelheit wird die Musik von farbigen Lichtspielen begleitet. Da wir Mitte April dort waren, haben wir das Spektakel leider nicht sehen können.

Abends hatten wir einen Tisch in der Becher’s Bar im Grandhotel Pupp reserviert. Völlig naiv wollten wir am Vorabend dort schon auf einen Drink vorbei schauen, wir waren dann leicht irritiert als wir nach unserer Reservierung gefragt wurden… für den heutigen Abend konnten wir dann tatsächlich noch zwischen zwei Tischen auswählen als wir am Vorabend reserviert…
Wenn man für ein Bar reservieren muss, ist das ja schon mal ein gutes Zeichen – dachten wir. Tatsächlich fanden wir die Becher’s Bar im Nachhinein etwas überbewertet und wir würden euch eher einen Drink an der Bar direkt im Grandhotel empfehlen. Wer doch mal auf einen Drink in die Becher’s Bar gehen möchte, dem empfehlen wir einen traditionellen Longdrink, da weiß man was man hat. Unsere erste Cocktailrunde war eher ein Flop – sie sahen zwar super aus, bestanden aber zu 95% aus (immerhin sehr extravaganten 😉 Eiswürfeln.


Das Städtchen Loket (deutsch Elbogen) haben wir am nächsten Tag besucht. Es liegt in der Biegung des Flusses Eger, der hier einen Felsen umfließt und einem gebeugten Arm ähnelt, daher kommt der Name.
Zuerst sind wir noch über den Marktplatz geschlendert (auch hier wurden einige Szenen aus dem James Bond Film „Casino Royal“ gedreht) und haben die Königsburg besichtigt. Auf eine Führung könnt ihr hier getrost verzichten, es gibt sehr viele Schautafeln in deutscher Sprache, die wirklich schön gemacht sind und viele Informationen zu den einzelnen Stationen liefern. Die Erkundung auf eigene Faust macht definitiv mehr Spaß als mit einer riesengroßen Gruppe durch die Burg zu marschieren.



Übrigens: Auf den Bergfried mit schöner Aussicht über Loket und Umgebung führen 96 Stufen. Wer alle Stufen händchenhaltend hinaufgeht und sich oben dreimal küsst, bleibt angeblich ein Leben lang zusammen.
Dann ging es für uns weiter mit einer Rundwanderung (ca. 12 km) durch das wunderschöne Egerflusstal zu den Hans-Heiling-Felsen. Seit dem 19. Jahrhundert sind die Granitsteine im tief eingeschnittenen Tal ein sehr beliebtes Ausflugsziel in dieser Gegend. Eine recht wacklige Hängebrücke führt über den Fluss.

Auf der anderen Seite ist ein Ausflugslokal mit Biergarten und großer Kinderhüpfburg. Das Essen kann ich nicht wirklich empfehlen, zumindest gehört Apfelstrudel wohl nicht zur Kernkompetenz 😉 und auch was wir auf den anderen Tellern so gesehen haben, erinnerte doch stark an eher schlechtes Kantinenessen – aber sich dann mit einem kühlen Getränk oder einem Kaffee ans Flussufer zu setzen ist auf jeden Fall eine sehr gute Idee.
MUST DO: Ihr müsst natürlich unbedingt die Karlsbader Oblaten probieren. Es gibt die unterschiedlichsten Füllungen, wie zum Beispiel Haselnuss (der Klassiker), Zimt, Zitrone oder Karamell, die in einer dünnen Schicht im Inneren der Oblate aufgetragen wird. In den Oblaten-Geschäften könnt ihr auch eine einzelne auf die Hand bekommen, die dann warm gemacht wird. Wir haben für eine Oblate 15 Kronen bezahlt, das sind ungefähr 60 Cent. Total lecker!
Währung: In Tschechien gibt es nicht den EURO, hier wird in Kronen bezahlt. 100 Kronen entsprechen ca. 4,10 EUR (Stand April 2022). Grundsätzlich fanden wir die Preise für Essen, Trinken oder Ausflugsattraktionen eher günstig im Vergleich zu Deutschland. In vielen Geschäften oder auch in der Gastronomie kann man mit EUR bezahlen, was aber meistens um einiges teurer ist, als wenn ihr mit Kronen oder direkt mit Karte zahlt (in kleineren Läden oder Restaurants gilt allerdings oftmals „cash only“).
Unterkunft: Wir waren im Hotel Romance untergebracht, was wir sehr empfehlen können. Die Lage ist super zentral, man kann einen Parkplatz reservieren (ausgesprochen wichtig, wenn man mit dem Auto anreist, es gibt eigentlich nur die Möglichkeit über die Hotels bzw. über einen reservierten Parkplatz sein Auto in der Stadt abzustellen). Frühstück und Abendessen (wir hatten HP gebucht) waren gut und das Personal durchweg sehr freundlich.

Essen: Generell möchte ich über die böhmische Küche anmerken, dass man es als Vegetarier nicht ganz so leicht hat… die Küche ist extrem fleischlastig aber ein paar Gerichte finden sich dann doch auf jeder Karte.
Tipp Reiseführer: Diesen hier fand ich recht hilfreich, hat uns zumindest gereicht für einen Überblick (Böhmisches Bäderdreieck, Trescher Verlag, 9,95 EUR)
FAZIT: I fell in love with Karlsbad

Von den drei Kurstädten des böhmischen Bäderdreiecks hat uns diese Stadt mit Abstand am Besten gefallen und ein Kurztrip dorthin lohnt sich definitiv.
Die Architektur ist wirklich prächtig (insbesondere die Kolonnaden sind ein echtes Highlight), es gibt viele schöne Einkehrmöglichkeiten in gemütliche Cafés, Restaurants oder auch exklusive Bars und die Natur bzw. die Umgebung um Karlsbad herum ist wirklich wunderschön.
